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Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Zu den häufigen gutartigen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse gehören die akute und chronische Entzündung dieses Organs, medizinisch Pankreatitis genannt.

Bei der Pankreatitis unterscheidet man die akute von der chronischen Form.

Beide Formen der Bauchspeicheldrüsenentzündung sind behandlungsbedürftig. Eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse tritt plötzlich auf und kann lebensbedrohlich sein, heilt aber bei fachgerechter Behandlung wieder vollständig aus. Die chronische Pankreatitis entwickelt sich dagegen schleichend, wiederkehrende Entzündungsschübe schädigen die Bauchspeicheldrüse jedoch dauerhaft. Ob akute oder chronische Pankreatitis, die Sepzialist:innen der Abteilungen für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und Allgemein- und Viszeralchirurgie des Robert Bosch Krankenhauses bieten eine optimale Behandlung.

  • Akute Bauchspeichel-
    drüsenentzündung

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  • Chronische Bauchspeichel-
    drüsenentzündung

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Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung

Die akute Pankreatitis ist eine entzündliche Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, deren Verlauf sich von einer leichten, selbstlimitierenden Form bis hin zu einem komplikationsträchtigen, potenziell lebensbedrohlichen Krankheitsbild erstrecken kann.

Bei einer akuten Pankreatitis werden die von der Bauchspeicheldrüse produzierten Verdauungsenzyme zu früh aktiviert. Das setzt eine Art von Selbstverdauung des Organs in Gang und schädigt das Bauchspeicheldrüsengewebe. Diese Prozesse können auch auf benachbarte Strukturen im Bauchraum übergreifen und hier ebenfalls zu Entzündungen führen.

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung wird in bis zu 45 Prozent der Fälle durch Gallensteine verursacht, einer sogenannten biliären Pankreatitis. Alkoholkonsum steht auf Platz zwei der Liste der Ursachen. Weitere, weniger häufige Faktoren, die eine Pankreatitis begünstigen, sind Verengungen im Gallengang sowie erhöhte Werte von Triglyzeriden oder Kalzium im Blut. Manchmal wird eine akute Pankreatitis auch durch Arzneimittel oder eine Virusinfektion ausgelöst. Eingriffe an der Gallenblase oder der Gallengänge können ebenfalls zu einer Entzündung dieses Organs führen.

Das klinische Leitsymptom der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse ist der plötzlich einsetzende, konstante Oberbauchschmerz. Dieser strahlt häufig gürtelförmig in den Rücken aus und wird meist von Übelkeit und Erbrechen begleitet. Vielfach kommt es auch zu Fieber, Kreislaufproblemen und einem aufgeblähten „Gummibauch“. Gelegentlich treten spezifische, bläuliche Hautverfärbungen auf, die mit einer schlechten Prognose verbunden sind.

Untersuchungen bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung

Die charakteristisch gürtelförmigen Oberbauchschmerzen zusammen mit einer deutlichen Erhöhung der Bauchspeicheldrüsenenzyme im Blut geben uns bereits einen klaren Hinweis auf eine akute Pankreatitis. Das gilt besonders bei Patient:innen mit einer Gallensteinerkrankung oder mit hohem Alkoholkonsum. Somit sind häufig nach der klinischen Untersuchung, der Blutentnahme und einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes keine weiteren Untersuchungen erforderlich. In einigen Fällen kommen jedoch bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) und/oder Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz, um das Ausmaß der Gewebeschädigung und das Vorliegen von sogenannten Nekrosen (totes, abgestorbenes Gewebe) abzuklären. Liegt der Verdacht auf eine durch Gallensteine verursachte Bauchspeicheldrüsenentzündung (biliäre Pankreatitis) vor, ist eine Spiegelung des Verdauungstraktes mit Darstellung des Gallengangsystems notwendig.

Behandlung einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung

In den meisten Fällen kann eine akute Pankreatitis konservativ, also ohne Operation behandelt werden.

Bei Patient:innen mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung dringt viel Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das Gewebe. Dadurch herrscht in den Blutgefäßen oftmals ein Flüssigkeitsmangel. Der Blutdruck sinkt in Folge, was mitunter bis hin zu einem Kreislaufversagen führen kann.

Deshalb verabreichen wir den Betroffenen stets ausreichend Flüssigkeit per Infusion. Mangelt es ihnen auch an Blutsalzen, den sogenannten Elektrolyten, werden diese ebenfalls per Infusion zugeführt.

Gegen die starken, oft krampfartigen Schmerzen werden Schmerzmittel und krampflösende Medikamente gegeben. Zeigt sich ein schwerer Verlauf und eine zusätzliche bakterielle Entzündung, erhalten die Betroffenen zudem Antibiotika. Um möglichen Thrombosen vorzubeugen, wird oft das gerinnungshemmende Mittel Heparin gespritzt. Auf einen schnellen Kostaufbau wird geachtet, da Studien belegen, dass der Krankheitsverlauf durch die frühe Darmernährung verkürzt werden kann.

Sind Gallensteine die Ursache der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung, entfernen diese die Ärzt:innen der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie endoskopisch mittels ERCP. Im entzündungsfreien Intervall wird dann eine minimalinvasive Entfernung der Gallenblase empfohlen.

Nur in Ausnahmefällen ist bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung eine Operation erforderlich. Bilden sich sogenannte Nekrosen und Abszess-Straßen, Bereiche mit abgestorbenem, infiziertem Gewebe um die Bauchspeicheldrüse, muss ein endoskopischer oder teilweise auch chirurgischer Eingriff zur Ausräumung des Gewebes und des Eiters erfolgen. In manchen Fällen kann auch ein Drainageschlauch von außen entweder mittels Ultraschall oder durch eine Computertomografie gesteuert zur Ableitung gelegt werden.

Wenn die Entzündung nicht ausheilt, sondern chronisch wird, kann es zu zystischen Veränderungen oder einer Verengung des Pankreas- oder Gallenganges kommen, was einen operativen Eingriff erforderlich macht.


Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei der chronischen Pankreatitis kommt es durch wiederkehrende Entzündungsschübe zu einem fibrotischen Umbau des Pankreasgewebes. Sie führt zu einer irreversiblen Zerstörung der Struktur und der Funktion der Bauchspeicheldrüse, so dass diese ihre Aufgaben immer weniger erfüllen kann – also Verdauungsenzyme und wichtige Hormone wie Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel regulieren, zu bilden. In Folge können Erkrankungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder eine Pankreasinsuffizienz, ein Mangel an Verdauungsenzymen, auftreten.

Gewebeveränderungen können zudem charakteristische Komplikationen wie zum Beispiel Pseudozysten, Pankreasgangstenosen, Duodenalstenosen, Gefäßkomplikationen, Gallengangstenosen, Mangelernährung verursachen sowie zu einem Schmerzsyndrom führen.

Das schränkt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen ein, eine chronische Pankreatitis reduziert auch die Lebenserwartung deutlich.

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung stellt die chronische Pankreatitis ein Risikofaktor für ein Pankreaskarzinom, Bauchspeicheldrüsenkrebs, dar.

In nahezu achtzig Prozent der Fälle geht eine chronische Pankreatitis auf einen starken Alkoholkonsum zurück. Langjährige Raucher:innen haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine chronische Pankreatitis. Ferner gibt es genetische Ursachen wie die zystische Fibrose, hereditäre Pankreatitis oder Autoimmunpankreatitis. Medikamente können ebenfalls zu einer chronischen Pankreatitis führen. Dazu gehören Betablocker, Diuretika, ACE-Hemmer sowie oder Anti-Epileptika. Bei einigen Menschen kommt es zu einer chronischen Pankreatitis, wenn der Bauchspeicheldrüsengang durch Steine oder durch einen Tumor verstopft ist, eine sogenannte Obstruktion. In seltenen Fällen verursacht ein schwerer Schub einer akuten Pankreatitis eine dauerhafte Vernarbung der Bauchspeicheldrüse, die in Folge dann eine chronische Pankreatitis verursacht. Bei einigen Betroffenen lassen sich keine eindeutigen Ursachen identifizieren – solche Fälle werden idiopathisch genannt.

Eine chronische Pankreatitis beginnt oft schleichend und schreitet langsam fort. Anfangs zeigen sich oft nur leichte bis mäßige Beschwerden. Im weiteren Verlauf stellen sich dann wie bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung die typischen Oberbauchschmerzen ein. Diese treten oftmals während oder nach dem Essen auf und können mitunter tagelang anhalten. Nicht selten ist auch eine dauerhafte Schmerzmitteleinnahme erforderlich.

Durch die immer wiederkehrenden Entzündungen kommt es zur langsamen Zerstörung der Bauchspeicheldrüse: Ihr ursprüngliches gesundes Gewebe wird abgebaut und durch Narbengewebe ersetzt. Das beeinträchtigt sukzessive die Funktionen der Bauchspeicheldrüse und führt dazu, dass sie weniger Insulin produziert und es zu voluminösen fettigen Stuhlgängen kommt.  

Übelkeit und Erbrechen können auftreten und einen Hinweis auf eine Enge des Magenausgangs sein. Eine Gelbfärbung der Haut (Ikterus) kann durch eine Enge der Gallenwege zustande kommen. Teilweise kann es auch zu einem Verschluss von lokalen Blutgefäßen führen. In manchen Fällen entwickeln sich große, vom Pankreas ausgehende flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (sogenannte Pseudozysten), die entweder durch ihr Größenwachstum oder durch eine Infektion Probleme bereiten können.

Untersuchungen bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung

Auf die eingehende körperliche Untersuchung der Betroffenen folgen Blutuntersuchungen mit Pankreasfunktionstests für den Zuckerstoffwechsel und die Verdauungsfunktion. Zur weiteren Abklärung führen wir eine sonografische und endoskopische Untersuchung der Gallen- und Pankreasgänge durch. Eventuell können auch bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) erforderlich sein.

Behandlung einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung

Da bei einer chronischen Pankreatitis nicht die Krankheitsursache behandelt werden kann, beschränkt sich die Therapie auf die Symptombekämpfung und -linderung. So werden nicht mehr ausreichend im Körper vorhandene Enzyme verabreicht, zur Schmerzbehandlung analgetische Therapien eingesetzt und bei Vorliegen einer endokrinen Pankreasinsuffizienz der Blutzuckerspiegel optimal eingestellt.

Auch mit operativen Verfahren lassen sich die Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung lindern. Etwa 30 bis 60 Prozent der Betroffenen entwickeln hochgradige Einengungen der Gallen- und Pankreasgänge, entzündliche Raumforderungen, Pankreaspseudozysten oder Pankreasgangsteine, die einer interventionellen oder operativen Therapie bedürfen.

Die wichtigste therapeutische Maßnahme bei einer chronischen Pankreatitis besteht im absoluten und dauerhaften Verzicht auf Giftstoffe, insbesondere auf Alkohol. Denn nur eine Abstinenz verhindert weitere Entzündungen und damit eine fortwährende Zerstörung des Pankreasgewebes.

Bei einem akuten Entzündungsschub sieht die Schmerztherapie zunächst eine Behandlung mit krampflösenden Schmerzmitteln und nicht-steroidalen Analgetika vor. Sollte dies zu keiner Linderung führen, sind gegebenenfalls stark wirkende Schmerzmittel wie Opioide erforderlich.

Die Behandlung des Diabetes mellitus muss in den meisten Fällen mit Insulin erfolgen.

Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz können Verdauungsenzyme sowie fettlösliche Vitamine verabreicht werden.

Durch endoskopische Verfahren kann durch die Einlage von kleinen Plastikröhrchen, sogenannten Stents, ein verbesserter Sekretabfluss aus Galle- und Pankreasgang erzielt werden. Zudem können mögliche Zysten drainiert werden.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Chirurgie bereits zu einem frühen Stadium in die Behandlung der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung miteinbezogen werden sollte – mit dem Ziel, Schmerzen und auftretende Komplikationen zu behandeln und lebenswichtige Funktionen der Bauchspeicheldrüse und gegebenenfalls weiterer Organe zu erhalten.

Hierfür steht den Expert:innen der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie einerseits drainierende Verfahren, das bedeutet Ableiten von Pankreassekret, oder resezierende Verfahren, das bedeutet Entfernung von Teilen der Drüse, wenn möglich unter Erhalt des Zwölffingerdarmes, zur Verfügung.

Bei unklaren Raumforderungen der Bauchspeicheldrüse muss bis zum Beweis des Gegenteils von einer bösartigen Veränderung ausgegangen werden, und im Zweifelsfall immer die Operation erfolgen.

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