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Osteoporose

Knochenschwund, wie Osteoporose umgangssprachlich genannt wird, ist eine Erkrankung des Skeletts, bei der die Knochen an Festigkeit verlieren und leichter brechen. Der Abbau an Knochensubstanz ist Teil des natürlichen Alterungsprozesses. Das muss jedoch keineswegs automatisch zu einer Osteoporose führen. Mit gezielten Anpassungen des Lebensstils lässt sich der Knochenschwund in den Griff bekommen – sowohl vorbeugend als auch bei bereits angegriffener Knochengesundheit.

Die Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie des Robert Bosch Krankenhauses ist erfahren in der Behandlung von Osteoporose und kann mit vielfältigen therapeutischen Möglichkeiten die Situation von Betroffenen deutlich verbessern – sei es mit medikamentöser Therapie oder einem operativen Eingriff.

Die etwa 206 Knochen des Skeletts tragen uns mit einer enormen Stabilität durch das Leben – solange sie gesund sind. Gewinnen allerdings die knochenabbauenden Zellen, die sogenannten Osteoklasten, die Oberhand, wird das Knochengewebe nach und nach abgebaut und die Knochen werden immer brüchiger.

Osteoklasten und Osteoblasten – Gegenspieler im Knochen

Die Knochen sind in der Lage, sich ständig zu erneuern. Sonst könnten Knochenbrüche auch nicht mehr heilen. Zuständig für die regen Tätigkeiten sind Osteoblasten und Osteoklasten, beides Zellen des Knochens. Die Osteoblasten sorgen für den Aufbau des Knochens, indem sie beständig neues Knochengewebe bilden. Die Osteoklasten kontrollieren diesen Prozess durch regelmäßigen Knochenabbau, sodass die Knochen nicht einfach immer weiterwachsen. Ein sinnvolles Gegenspiel – solange dabei die Osteoklasten nicht wie bei der postmenopausalen Osteoporose die Oberhand bekommen. Eine weitere Ursache für Ungleichgewicht ist eine Schädigung der Osteoblasten, wie sie beispielsweise durch übermäßigen Nikotinkonsum entsteht.

Osteoporose lässt die Knochen nach und nach immer instabiler werden – ein schleichender Prozess, der im Anfangsstadium oftmals nicht bemerkt wird. Typische erste Anzeichen sind gelegentliche Rückenschmerzen und ein Schwächegefühl im Rücken. Denn der Abbau der Knochensubstanz zeigt sich zunächst am geflechtartigen Knochen der Wirbelkörper. Im Verlauf der Osteoporose kommt es dann schon bei geringfügigen Verletzungen oder gar alltäglichen Belastungen zunehmend zu Knochenbrüchen, sogenannten Insuffizienzfrakturen. Neben Schmerzen gehört zu den charakteristischen Symptomen der Osteoporose, dass die Betroffenen zusehends kleiner werden und einen Rundrücken entwickeln. Dieser kann sich bei starker Ausprägung als sogenannter Witwenbuckel manifestieren. Es treten aber auch vermehrt Brüche nach Stürzen auf. Neben den Wirbelkörpern sind der hüftgelenksnahe Oberschenkelknochen, das Handgelenk und der Oberarmkopf am häufigsten betroffen.

Zwei Varianten von Knochenschwund

Die so häufige Erkrankung des Knochenstoffwechsels gibt es in zwei Varianten: der primären und der sekundären Osteoporose.

In der überwiegenden Mehrheit der Fälle liegt eine primäre Osteoporose vor. Sie wird unterteilt in die postmenopausale Osteoporose und in die senile Osteoporose. Die senile Osteoporose tritt sowohl bei Frauen wie Männern im höheren Alter auf. Ihre Auslöser sind Bewegungsmangel, eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D und Kalzium sowie bei Männern die mit dem Alter nachlassende Produktion des männlichen Geschlechtshormons Testosteron.

Ursache der postmenopausalen Osteoporose ist die in den Eierstöcken nachlassende Bildung der weiblichen Geschlechtshormone, der Östrogene. Von dieser Form sind in der Regel meist Frauen im Alter zwischen fünfzig und siebzig Jahren betroffen.

Der weitaus selteneren sekundären Osteoporose können hormonelle Störungen, Störungen der Verdauungs- oder Nierenfunktionen sowie Krebserkrankungen zu Grunde liegen. Ebenso können rheumatisch-entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Magersucht und Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit zu einer sekundären Osteoporose führen. Mitunter sind auch Medikamente wie Kortisonpräparate, Antidepressiva, Blutverdünner oder Protonenpumpenhemmer die Ursache. Auch übermäßiger Nikotin- oder Alkoholkonsum kann die Entstehung einer sekundären Osteoporose fördern.

Untersuchungen bei Osteoporose

Den Auftakt der diagnostischen Maßnahmen macht ein ausführliches Gespräch mit der Patientin:dem Patienten. Darin befragen wir sie:ihn unter anderem nach Vorerkrankungen, der Einnahme von Medikamenten sowie nach etwaigen Knochenbrüchen und Stürzen. Im Anschluss daran erfolgt eine umfassende körperliche Untersuchung, im Zuge derer vor allem auch die Bewegungsfähigkeit geprüft wird. Haben sich Hinweise auf eine Osteoporose ergeben, führen wir weitere Untersuchungen zur Erhärtung der Diagnose durch.

Im Zentrum der Diagnostik steht die Messung der Knochendichte. Dabei wird der sogenannte T-Wert bestimmt, der Aufschluss über das Risiko für Knochenbrüche gibt. Je höher dieser Wert ist, desto geringer ist die Gefahr von Knochenbrüchen. T-Werte ≤-2,5 sind gemäß Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einer Osteoporose vereinbar. Um die Knochendichte zu messen, wird meist eine sogenannte DXA (Dual-energy X-ray Absorptiometry), eine Art Röntgenuntersuchung mit sehr geringer Strahlenbelastung an der Lendenwirbelsäule und am Schenkelhals durchgeführt.

Die Knochendichtemessung kann zwar auf eine Osteoporose hinweisen, sie aber nicht

beweisen. Das Untersuchungsergebnis ist immer zusammen mit individuellen Aspekten der Betroffenen zu bewerten: Lebensalter, Krankengeschichte, Risikofaktoren für Osteoporose, Beschwerden und Symptome sowie mögliche Krankheiten, die eine Osteoporose auslösen können und insbesondere, ob bereits osteoporose-typische Brüche aufgetreten sind.

Weitere etablierte Verfahren zur Bestimmung des T-Wertes sind die sogenannte quantitative Computertomografie (QCT) und die quantitative Ultraschallmessung (QUS). Beide liefern jedoch nicht so genaue Resultate wie die DXA-Methode.

Wichtig sind DXA-Verlaufskontrollen auch zur Therapiesteuerung.

Dabei werden im Labor allen voran die Werte von Kalzium, Phosphat, alkalischer Phosphatase und Schilddrüsenwerte bestimmt. Dabei handelt es sich um Parameter, die typischerweise Indizien für Osteoporose und andere Knochenstoffwechselerkrankungen liefern.

Hand in Hand gegen Osteoporose

Bei der Therapie der Osteoporose setzen wir am Robert Bosch Krankenhaus auf interdisziplinäre Zusammenarbeit. So etwa zwischen der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie und der Abteilung für Geriatrie im zertifizierten Zentrum für Alterstraumatologie. Desweiteren besteht eine intersektorale Zusammenarbeit mit der Praxis für Osteologie von Dr. Dietmar Klein.

Behandlung von Osteoporose

Mit gezielten Maßnahmen lässt sich Osteoporose in den Griff bekommen. Das gilt sowohl für deren Vorbeugung als auch dann, wenn die Knochen bereits davon betroffen sind. Dabei zielen Vorbeugung und Therapie darauf ab, Knochenbrüche zu vermeiden.

Mit gesunder Ernährung, viel Bewegung und Nikotinverzicht können Sie Osteoporose vorbeugen. Bei deutlich erhöhtem Risiko für Osteoporose bzw. bei bereits eingetretenem Knochenbruch können spezielle Medikamente die Knochen stabilisieren und weitere Brüche verhindern. Grundlegend ist eine ausgeglichene Kalzium- und Vitamin-D-Bilanz.

Regelmäßige körperliche Aktivität regt den Stoffwechsel in den Knochen an: Es werden neue Knochenzellen gebildet und die Stabilität der Knochen wird gefördert. Besonders empfehlenswert bei Osteoporose ist ein gezieltes Krafttraining, da die Knochen hierbei Druck- und Zugbelastungen ausgesetzt werden.

Weiterhin gut sind alle Sportarten, die Knochen und Gelenke trainieren, aber nicht zu stark belasten. Dazu gehören unter anderem Walken, Schwimmen oder Aqua-Gymnastik. Interessant sind auch Sportarten wie Tai-Chi, da diese auch die Balance und das Gleichgewicht in besonderer Weise trainieren und sich positiv auf eine mögliche Sturzneigung auswirken.

Die Ernährung hat einen weitreichenden Einfluss auf die Osteoporose. Deshalb ist die bewusste Zusammenstellung des Speiseplans auch bei Knochenschwund sehr wichtig. Im Vordergrund steht dabei ausreichend Kalzium und Vitamin D.

Der Mineralstoff Kalzium ist als elementarer Baustein der Knochen unerlässlich für Stabilität sowie Aufbau der Knochensubstanz und insofern auch wichtig zum Schutz vor und bei Osteoporose. Die besten Kalziumlieferanten sind Milch und Milchprodukte. Sie sollten deshalb am besten täglich auf dem Speiseplan stehen. Wichtig zu wissen ist, dass fettarme Milch und Produkte daraus einen höheren Gehalt an Kalzium haben. Mineralwasser ist übrigens ebenfalls eine gute Quelle für Kalzium: Es empfiehlt sich ein Wasser, das pro Liter mindestens 400 mg Calcium und möglichst weniger als 200 mg Natrium enthält.

Vitamin D macht sich um die Knochengesundheit verdient, indem es die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung und die Einlagerung des Mineralstoffs in die Knochen fördert. Um ausreichend Vitamin D zu bekommen, empfiehlt sich der reichliche Genuss von fetten Seefischen und Eiern. Zudem ist häufiger Aufenthalt im Freien angezeigt, denn unser Körper stellt dieses fettlösliche Vitamin selbst her – vorausgesetzt, er bekommt genügend Sonnenlicht ab.

Spezifische medikamentöse Therapie der Osteoporose

Bei der manifesten Osteoporose ist eine zusätzliche spezifische medikamentöse Therapie erforderlich. Die dazu eingesetzten Wirkstoffe verfolgen zwei Strategien: Entweder sie verhindern den weiteren Abbau des Knochens durch die Osteoklasten (antiresorptiv) oder sie fördern gezielt den Aufbau des Knochengewebes (osteoanabol). Ziel ist, die Osteoporose aufzuhalten und Knochenbrüchen vorzubeugen. Wenn bereits ein Bruch vorliegt, soll die Therapie weitere Brüche verhindern.

Die Therapiedauer richtet sich unter anderem danach, wie hoch das Knochenbruchrisiko im Einzelfall ist bzw. sich im Verlauf der Behandlung entwickelt. In der Regel wird die Osteoporose aber konsequent drei bis fünf Jahre behandelt.

Die wichtigsten medizinischen Wirkstoffe

Bisphosphonate hemmen die Aktivität der Osteoklasten und damit den Knochenabbau. Sie können bei allen Formen der Osteoporose, in verschiedenen Darreichungsformen je nach geeignetster Anwendung eingenommen werden: eine Tablette täglich, einmal pro Woche oder einmal pro Monat. Aber auch eine Drei-Monats-Spritze oder eine Jahresinfusion über eine Vene sind möglich. Dies entscheiden wir gemeinsam mit Ihnen.

Das Parathormon ist ein Hormon, das von den Nebenschilddrüsen gebildet wird und eine Erhöhung der Kalziumkonzentrationen im Blut bewirkt. Damit fördert dieses Hormon auch den Knochenaufbau.

Wichtig: Die Behandlung mit Parathormon darf nur einmal im Leben der Patientin:des Patienten erfolgen, weshalb der Einsatz streng geprüft werden sollte. Die Behandlungsdauer ist außerdem auf zwei Jahre beschränkt.

Hierbei handelt es sich um eine ganz neue Form der Therapie der Osteoporose. Durch monoklonale Antikörper wird in den Knochenstoffwechsel eingegriffen und so der Aufbau von Knochen erreicht.

  • Bruch eines (T-Wert ≤-2,5) oder mehrerer Wirbelkörper (unabhängig vom T-Wert)
  • hüftgelenksnaher Oberschenkelbruch (sogenannte pertrochantere Fraktur)
  • Oberschenkelhalsbruch
  • vorbeugend, noch ohne Knochenbruch: Bei hohem osteoporotischem Knochenbruchrisiko. Das heißt, bei einem Risiko für Hüft- und Wirbelbrüche ab 30 Prozent in zehn Jahren: abhängig vom Alter, Geschlecht und T-Wert der DXA, ermittelt aus den Werten der Lendenwirbelsäule und des Schenkelhalses.
  • bei einer länger als drei Monate dauernden Behandlung mit Kortisontabletten in höherer Dosis

Minimalinvasive Operationen an der Wirbelsäule

Sind die Beschwerden medikamentös nicht mehr beherrschbar, können minimalinvasive Eingriffe an der Wirbelsäule wie eine Vertebroplastie oder Kyphoplastie angezeigt sein.

Bei der Kyphoplastie stabilisieren wir die gebrochenen Wirbelkörper durch Einspritzen hochviskösen Zementes, einem schnell aushärtenden Kunststoff. Mithilfe eines Ballonkatheters wird der Wirbelkörper zunächst aufgerichtet und dann der geschaffene Hohlraum mit Zement gefüllt.

Bei diesem für die Patient:innen schonenden, minimalinvasiven Eingriff werden die notwendigen Instrumente über kleine Kanülen über kleine Hautschnitte eingebracht.

Instabile Wirbelsäulenverletzungen nach Sturz bei gleichzeitig vorhandener Osteoporose sollten operativ stabilisiert werden, um eine weitere Deformierung der Wirbelsäule, Schädigung von Rückenmark oder Spinalnerven und damit chronischen Schmerzen zu vermeiden. Dabei setzen wir OP-Verfahren ein, die an die eingeschränkte Knochenqualität adaptiert werden. Die Notwendigkeit einer solchen Operation muss aber immer im Einzelfall geprüft werden.

Da Knochenbrüche bei Osteoporose häufig bei Patientinnen und Patienten in höherem Alter, Begleiterkrankungen, Sturzneigung etc. auftreten, behandeln wir Betroffene gemeinsam mit den Expert:innen der Abteilung für Geriatrie im interdisziplinären, zertifizierten Alterstraumazentrum des Robert Bosch Krankenhauses.

Dies gilt ganz besonders für hüftgelenksnahe Oberschenkelbrüche und die immer häufiger diagnostizierten Beckenringbrüche, für Wirbelbrüche und mit Einschränkungen aber auch für Oberarmkopfbrüche, handgelenksnahe Speichenbrüche und Sprunggelenksfrakturen.

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