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Chemotherapie: mit Zytostatika gegen Krebs

Die Chemotherapie ist eine wirksame, medikamentöse Behandlungsoption bei Krebserkrankungen und damit neben der Operation und der Bestrahlung eine der zentralen Säulen in der Krebstherapie.

Bei der Chemotherapie werden sogenannte Zytostatika, natürliche und/oder chemisch hergestellte Substanzen, eingesetzt, deren Wirkstoffe die Krebszellen zerstören oder daran hindern sollen, sich weiterhin zu vermehren. Oftmals werden Zytostatika auch kombiniert mit Immun- und Antikörpertherapien. Hierdurch können die Behandlungsergebnisse häufig deutlich verbessert werden.

Das oberärztliche Team der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin besteht aus ausgewiesenen Expertinnen und Experten in der Behandlung sämtlicher Krebserkrankungen des Blutes und sämtlicher Arten solider Tumoren. Unser Anspruch ist es, Krebserkrankungen möglichst modern nach internationaler Datenlage aus klinischen Studien zu behandeln – das heißt unser Team bildet sich ständig auf nationalen und internationalen Kongressen fort. Als Besonderheit wird am Bosch Health Campus, zu dem auch das Robert Bosch Krankenhaus gehört, selbst Grundlagenforschung und auch klinische Forschung betrieben. In Kooperation mit unseren Partnern am Comprehensive Cancer Center Tübingen-Stuttgart sowie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Südwest ermöglichen wir Patientinnen und Patienten Zugang zu Wirkstoffen, die in sehr früher klinischer Entwicklung sind.

Chemotherapie: was heißt das?

Der Begriff Chemotherapie geht auf Paul Ehrlich zurück. Dieser war fasziniert von der Aussicht, mit chemischen Substanzen die großen Probleme in der Medizin des 19. Jahrhunderts zu lösen. Dabei ging es ihm vor allem um die Behandlung von Infektionserkrankungen. So kommt es, dass das erste Chemotherapeutikum als Antibiotikum eingesetzt wurde.

Der Begriff Chemotherapie setzte sich dann Mitte des 20. Jahrhunderts für die Therapie von Krebserkrankungen mit sogenannten Zytostatika durch. Zytostatika sind Substanzen, die ganz allgemein toxisch (also giftig) auf lebende Zellen wirken. Ein sinnvoller Einsatz in der Medizin ist immer dann möglich, wenn kranke Zellen (also z. B. Krebszellen) deutlich empfindlicher reagieren als gesunde Zellen. Viele der heute verwendeten Zytostatika sind ursprünglich Zellgifte, die in der Natur entdeckt wurden (z. B. Vinca-Alkaloide aus Immergrün, Taxane aus Eiben, Etoposid aus dem Himalaya-Maiapfel oder Doxorubicin aus bestimmten Bakterienarten). Sie alle haben gemeinsam, dass sie besonders in Zellteilung befindliche Zellen häufig unwiderruflich so stark schädigen, dass diese den Zelltod erleiden.

Chemotherapeutika müssen sorgfältig eingesetzt, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen kontinuierlich kontrolliert werden. Ihr Einsatz sollte nur durch erfahrene Ärzt:innen erfolgen.

Immer dann, wenn sich eine Krebserkrankung im Körper ausgebreitet hat, wenn sich in mehreren Bereichen des Körpers Metastasen gebildet haben oder das Risiko für eine Metastasierung hoch ist, ist eine Behandlung erforderlich, die im ganzen Körper ankommt und wirkt (systemische Therapie). Dazu gehört auch die Chemotherapie.

Dabei kann eine Chemotherapie zu unterschiedlichen Zeitpunkten während der Krebstherapie eingesetzt werden: Vor einer Operation (neoadjuvant), um den Tumor zu verkleinern und damit erst operabel zu machen, oder danach (adjuvant), um zum Beispiel das Risiko einer Wiedererkrankung zu mindern, als alleinige Behandlungsmaßnahme oder in Kombination mit anderen Therapieoptionen wie Strahlentherapie (auch als Radiochemotherapie bekannt).

Ist eine Heilung der Krebserkrankung nicht möglich (kurative Chemotherapie), kann die Chemotherapie palliativ eingesetzt werden: Sie soll dann Beschwerden lindern und ein weiteres Wachstum des Tumors oder eine weitere Metastasierung verlangsamen.

Ganz allgemein wird vor dem Einsatz einer Chemotherapie über mögliche Behandlungsalternativen nachgedacht. Außerdem führen wie eine Risiko-Nutzen-Analyse durch: Eine Behandlung mit Zytostatika darf nur erwogen werden, wenn der zu erwartende Nutzen das mögliche Risiko bei weitem übersteigt. Die medikamentöse Therapie ist also immer dann Bestandteil der Krebstherapie, wenn deren Einsatz eine Verbesserung der Prognose der Krebserkrankung und/oder ein Gewinn an Lebensqualität verspricht.

Wir stellen den erkrankten Menschen mit seiner persönlichen Sicht auf seine Lebenssituation und seine Ansprüche auf Lebensqualität in den Mittelpunkt – das heißt, wir untersuchen und befragen jede Patientin:jeden Patienten ausführlich vor Therapiebeginn. Die geplante Behandlung besprechen wir eingehend, auch werden die Möglichkeiten wie auch Grenzen der vorgesehenen Chemotherapie betrachtet.

Wie läuft eine Chemotherapie ab?

Der genaue Ablauf einer Chemotherapie, das heißt die Gesamtdauer der Behandlung und in welchen Abständen sie die Betroffenen bekommen, hängt vor allem von der Art der Krebserkrankung und dem genauen Befund, den verwendeten Medikamenten und deren Kombination ab und wird daher für jede Patientin:jeden Patienten individuell festgelegt. Auch ist entscheidend inwieweit die Patientin:der Patienten während der Behandlung überwacht werden muss. Für die Verträglichkeit der Chemotherapie ist zudem der gesundheitliche Ausgangszustand der Betroffenen von großer Bedeutung.

Einige Zytostatika müssen in Form einer Infusion in eine Vene verabreicht werden, von dort verteilt der Blutkreislauf sie in den gesamten Körper. Manche Medikamente können aber auch als Tabletten eingenommen werden. Für einen optimalen Behandlungserfolg werden oft mehrere Zytostatika mit unterschiedlichen Wirkprinzipien kombiniert.

Wenn immer möglich, führen wir die Chemotherapie ambulant in unserer Onkologischen Tagesklinik am Robert Bosch Krankenhaus durch. Manche Krebstherapien erfordern aber auch heute noch stationäre Klinikaufenthalte.

Die Chemotherapie wird meistens zyklisch, also in bestimmten Abständen, verabreicht, wobei sich Behandlungsphasen mit Behandlungspausen abwechseln. Das heißt, der Behandlungsplan sieht meist einen oder wenige weitere aufeinanderfolgende Behandlungstage vor, die von einer Ruhephase von mehreren Tagen, Wochen oder Monaten gefolgt sind. Diese Ruhephasen sind wichtig, damit sich die gesunden Körperzellen von den Zellgiften erholen können. Wie viele Behandlungszyklen vorgesehen sind und wie groß die Abstände zwischen den einzelnen Behandlungseinheiten sind, ist von verschiedenen Faktoren abhängig (z. B. von der Wirkungsdauer der Substanz).

Um beurteilen zu können, ob der Tumor auf die Chemotherapie anspricht und diese wirksam ist, führen wir regelmäßig Untersuchungen wie eine Computertomografie (CT) durch (sogenannte Staging-CTs).

Nebenwirkungen bei Chemotherapie

Wie bei jeder Behandlung kann es auch bei einer Chemotherapie zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen, egal wie sorgfältig sie durchgeführt wird. Denn die Chemotherapie schädigt nicht nur die Krebszellen, auch alle anderen, und damit gesunden Zellen menschlicher Gewebe sind von der zellschädigenden Wirkung betroffen. Das betrifft vor allem Zellen der Blutbildung und des Immunsystems, sowie die Haut, Haarwurzeln und Schleimhäute.

Doch nicht jede Krebspatientin:jeder Krebspatient hat dieselben Nebenwirkungen. Welche Nebenwirkungen im Einzelfall auftreten, ist abhängig von den einzelnen Substanzen, also Wirkstoffen. Manche Zytostatika verursachen beispielsweise Haarausfall. Andere sind, abhängig von der verabreichten Gesamtdosis, für eine Beeinträchtigung der Nervenfunktion verantwortlich (sogenannte Neurotoxizität), während wiederum andere, abhängig von der Gesamtdosis, das Herz oder die Nieren schädigen können (sogenannte Kardiotoxizität oder Nephrotoxizität).

Das Team der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin ist nicht nur erfahren in den verschiedenen medikamentösen Krebstherapien, sondern kennt sich auch mit den Nebenwirkungen der Therapie bestmöglich aus. Viele Nebenwirkungen sind vorhersagbar. Es hilft den Patientinnen und Patienten, wenn sie wissen, worauf sie sich einstellen müssen. Häufig sind beispielsweise passagere Blutbildveränderungen, die regelmäßige Blutbildkontrollen notwendig machen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind: Entzündungen der Mundschleimhaut, ein erhöhtes Infektionsrisiko, Blutarmut und Blutungsrisiko, Hautausschläge, anhaltende Erschöpfungszustände, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Gegen Letztere erhalten Betroffene vorbeugend Medikamente.

Bei Patient:innen unter palliativer Behandlung vermischen sich im Verlauf oft Beschwerden durch die chronische Krebserkrankung mit möglichen Langzeitbeschwerden in Folge der  Chemotherapie. Einige Betroffene berichten über Abgeschlagenheit. Hier kann die Zusammenarbeit mit der Abteilung für Naturheilkunde und Integrative Medizin des Robert Bosch Krankenhauses oft hilfreiche Möglichkeiten auftun.

Wie Naturheilkunde Nebenwirkungen bei Chemotherapie lindern kann

Auftretende Nebenwirkungen im Verlauf einer Krebstherapie mit Medikamenten lassen sich oft nicht vermeiden. Komplementärmedizinische Methoden können die unerwünschten Wirkungen teils abfedern und Ihre Lebensqualität verbessern. Das Team der Abteilung für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Robert Bosch Krankenhaus berät und hilft Ihnen dabei, besser mit den Begleiterscheinungen zurechtzukommen.

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